Wie leistet Coats Pionierarbeit für eine nachhaltige Zukunft?

Wie leistet Coats Pionierarbeit für eine nachhaltige Zukunft?

Ein Interview mit Rajiv Sharma, CEO der Gruppe, auf dem Weltklimagipfel 2021, der Investitions-COP neben der COP26.

1. Wie verändert Nachhaltigkeit Coats als Unternehmen?

Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema für die Textilindustrie. Die Bekleidungsproduktion verbraucht große Mengen natürlicher, nicht erneuerbarer Ressourcen, einschließlich Wasser und Energie. Darüber hinaus ist die Branche ein bedeutender Verursacher von Treibhausgasemissionen weltweit.

Als weltweit größter Garnlieferant spielen wir eine wichtige Rolle in dieser Branche. Die Garne und Nähgarne von Coats sind für viele der schönsten Kleidungsstücke der Welt unerlässlich. Wir sind der weltweit größte Hersteller von Industriegarnen und setzen seit mehr als 250 Jahren als Pionier den Standard für Qualität und Leistung. Unsere globale Präsenz ist unübertroffen und wir sind mit jedem Glied der Lieferkette verbunden, von den Rohstofflieferanten bis hin zu den Marken.

Unsere herausragende Stellung in der Branche bringt Verantwortung mit sich. Wir wollen - und fühlen uns verpflichtet - die Textilindustrie auf einen neuen Weg der Nachhaltigkeit zu führen. Wir haben diese Reise 2018 begonnen, als wir uns eine Reihe von Zielen gesetzt haben, die die Grundlage für unseren Nachhaltigkeitsansatz bilden. Wir konzentrierten uns auf ehrgeizige Ziele in fünf Schwerpunktbereichen: Wasser, Energie, Abwasser und Emissionen, Soziales und nachhaltiges Leben (Abfall und Öko-Produkte). Jetzt verstärken wir unser Engagement, wobei wir den Schwerpunkt auf die Verringerung der Emissionen und die Kreislaufwirtschaft legen.

Anfang dieses Jahres hat sich Coats dazu verpflichtet, bis 2050 vollständig Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Wir haben einen Fahrplan entwickelt, um dieses Ziel zu erreichen, werden unsere Fortschritte anhand einer Reihe von Meilensteinen protokollieren und unsere Arbeit als Open Source bereitstellen, um anderen Unternehmen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen, zu helfen.

Auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft wird Coats intern und mit allen Partnern in der Lieferkette zusammenarbeiten, um die Verwendung von Ökomaterialien zu erweitern und neue Produkte und Verpackungslösungen zu entwickeln, die effizient recycelt und wiederverwendet werden können.

Die Entwicklung eines ehrgeizigeren Fahrplans, der auf dem soliden Fundament unserer ursprünglichen Verpflichtungen aufbaut, zeigt, wie zentral die Nachhaltigkeit sowohl für die Strategie von Coats als auch für unsere tägliche Arbeit ist. Nachhaltigkeit steht im Mittelpunkt unserer Geschäftspraktiken.

2. Die Reise zu Netto-Null-Emmissionen ist ein wichtiger Schwerpunkt des COP in diesem Jahr. Was unternimmt Coats, um dieses Ziel zu erreichen?

Als Unternehmen verpflichtet sich Coats seine Emissionen im nächsten Jahrzehnt zu halbieren und bis 2050 auf Null zu reduzieren. Unsere Verpflichtung ist umfangreich und umfasst alle unsere Emissionen aus den Bereichen 1, 2 und 3. Wir wollen auch unseren Teil dazu beitragen, dass unsere Branche auf dem Weg zu Netto-Null-Emissionen weiter voran kommt.

Diese Ziele zu erreichen, wird eine Herausforderung sein. Wir sind entschlossen und wir haben einen Plan, aber wir brauchen Partner, wenn wir ihn umsetzen wollen. Und um Fortschritte bei dem umfassenderen Ziel in der gesamten Branche Netto-Null-Emissionen zu erreichen, müssen wir alle im Rahmen einer Open-Source-Zusammenarbeit kollaborieren, um innovative Lösungen für allgemeine Probleme zu finden.

Unser Unternehmensplan umfasst sieben verschiedene Arbeitsbereiche, von denen jeder einen quantifizierten Beitrag zur Erreichung des Netto-Null-Ziels leistet. Dazu gehören energieeffiziente Produktionsprozesse, die Beschaffung und Verwendung erneuerbarer Energien sowie nachhaltige vor- und nachgelagerte Prozesse. Um unsere Fortschritte aufrechtzuerhalten und zu verfolgen, haben wir Best Practices für die Unternehmensführung eingeführt und die KPIs festgelegt, die wir überwachen werden.

Mit diesen Bemühungen baut Coats auf den Fortschritten auf, die wir im Bereich Nachhaltigkeit bereits erzielt haben. Wir ziehen Zuversicht und Lehren aus den 2018 eingegangenen Verpflichtungen, bis 2022 unter anderem unseren Wasserverbrauch um 40%, unseren Energieverbrauch um 7% und unser Abfallaufkommen um 25% zu senken. Dies sind nach wie vor ehrgeizige Ziele und obwohl wir gute Fortschritte gemacht haben, gibt es noch mehr zu tun. Wir haben uns verpflichtet, in jedem dieser Bereiche in den Jahren 2022 und 2024 Ergebnisse zu erzielen, was unserer Meinung nach eine solide Grundlage für die Steigerung unserer Ambitionen darstellt. Wir werden weiterhin Ressourcen bereitstellen und planen, diese Ziele zu erreichen, während wir gleichzeitig auf das längerfristige Ziel einer Netto-Null-Emission hinarbeiten.

3. Ein weiteres großes Thema der COP26 ist die positive Einstellung zur Natur. Was unternimmt Coats in diesem Bereich?

Etwa zwei Drittel unserer Scope-3-Emissionen stammen heute aus den Waren und Materialien, die wir für die Herstellung unserer Produkte einkaufen, insbesondere aus den erdölbasierten Materialien wie Polyester und Nylon, die wir für die meisten unserer Garne verwenden. Der Verzicht auf neue Produkte auf Erdölbasis ist eine der effektivsten Möglichkeiten, unseren CO2-Fußabdruck zu verringern und ein aktueller Schwerpunkt unserer Bemühungen, naturfreundlicher zu werden.

Wir haben bereits erfolgreich damit begonnen eine Reihe umweltfreundlicher Produkte in großem Maßstab einzuführen, die von unseren führenden globalen Kunden sehr positiv aufgenommen wurden. Im Dezember 2018 haben wir EcoVerde, unser erstes Garn aus 100% recyceltem Polyester, auf den Markt gebracht, das inzwischen fast 10% unseres Umsatzes ausmacht.

Aber wir wollen noch viel weiter gehen, zum einen durch die Umstellung auf recycelte Materialien und zum anderen durch die Entwicklung neuer Lösungen, wie z.B. neue organische Materialien, die die von uns derzeit verwendeten Materialien ersetzen können.

Wir werden mit den führenden Innovatoren im Bereich der Materialtechnologie zusammenarbeiten, um zu ermitteln, wie wir gemeinsam neue Ansätze entwickeln können. Und wir werden nach weiteren Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit unseren Marken- und Produktionspartnern suchen.

4. Viele neue Vorschriften konzentrieren sich auf die Verringerung von Einwegverpackungen, was soll sich sonst noch ändern?

Die Verpackung für die Kunden ist ein großes Thema und das gilt für die gesamte Lieferkette. Derzeit verbrauchen wir jährlich fast 8 Millionen kg Kunststoff allein für unsere Stützen - die Konen in der Mitte der Garnrollen - und das ist nur eine Art von Verpackung. Obwohl wir also kein Unternehmen sind, das sich an Verbraucher wendet, müssen wir uns auch mit der Abfallmenge befassen, die wir durch Verpackungen erzeugen.

Wir werden dies mit drei Initiativen tun, die wir an allen unseren Produktionsstandorten auf der ganzen Welt umsetzen werden. Die erste besteht darin, so viele unserer Verpackungen wie möglich aus recyceltem und wiederverwertbarem Material herzustellen. Derzeit werden 80% unserer Pappe und 24% unserer Kunststofftüten aus recycelten Materialien hergestellt. Diese Fortschritte sind zwar positiv, aber wir sind uns bewusst, dass es insbesondere bei unseren Kunststoffkegeln noch erheblichen Verbesserungsbedarf gibt. Wir wollen diese Anteile erhöhen und außerdem ein Verfahren entwickeln, das sicherstellt, dass alle unsere Verpackungen am Ende ihrer Lebensdauer wiederverwertet werden.

Unsere zweite Initiative sieht vor, dass wir so weit wie möglich auf Verpackungen verzichten, einschließlich der meisten der derzeit verwendeten Plastiktüten und Folien. Und die dritte Initiative besteht darin, mit unseren Kunden zusammenzuarbeiten, um ein Kreislaufprogramm einzuführen, in dem wir wiederverwenden, was wir nicht beseitigen können - insbesondere alle Kartons und Garnträger. Dieses Wiederverwendungsprogramm hat das Potenzial, die Menge an neuen Tüten, die wir kaufen müssen, um 60% zu reduzieren.

Zusammen werden diese Initiativen nicht nur die Menge des von uns produzierten Verpackungsmülls erheblich reduzieren, sondern auch die mit unseren Verpackungen verbundenen Treibhausgasemissionen verringern.

Erfreulicherweise drängt die Gesetzgebung die Industrie dazu, sich stärker auf die Verantwortung für das Ende der Lebensdauer von Produkten und Verpackungen zu konzentrieren, was das Interesse an der Kreislaufwirtschaft in der gesamten Lieferkette steigert.

5. Wie Sie bereits erwähnt haben, ist die Kreislaufwirtschaft sowohl in der Modebranche als auch bei der Nachhaltigkeit im Allgemeinen zu einem wichtigen Thema geworden. Wie beteiligt sich Coats an dieser Bewegung?

Coats hat mehr als 250 Jahre damit verbracht, ein Experte für die Entwicklung und Herstellung von Garnen zu werden, die Kleidungsstücke zusammenhalten. In dieser Generation müssen wir Experten darin werden, der Industrie zu helfen, Kleidungsstücke effektiv und effizient zu zerlegen, damit sie recycelt und wiederverwendet werden können.

Um ein Kleidungsstück zu recyceln (und die nicht recycelbaren Teile wie Reißverschlüsse wiederzuverwenden oder zu entsorgen), muss man es auseinandernehmen und die verschiedenen Materialien trennen. Derzeit muss dies weitgehend von Hand geschehen, da die Nähte aufgetrennt werden müssen. Wir haben eine Reihe neuer Produkte entwickelt, von denen wir glauben, dass sie den Schlüssel zur Überwindung der mit der Zerlegungsphase verbundenen Herausforderungen bieten und so den gesamten Recyclingprozess beschleunigen und skalieren können.

Einige davon sind bereits Teil unseres Angebots, wie z.B. EcoVerde, das zu 100% aus recyceltem Polyester besteht und sich daher ganz natürlich in den Kreislaufprozess einfügt. Und EcoRegen, ein zu 100% aus Lyocell bestehendes Garn, das dem Material der Kleidungsstücke besser entspricht, so dass sie recycelt werden können, ohne dass die Nähte entfernt werden müssen.

Besonders gespannt sind wir jedoch auf unser neuestes Produkt, EcoCycle, das Anfang nächsten Jahres auf den Markt kommen wird. Coats EcoCycle ist einer der ersten wasserlöslichen Garne seiner Art, das sich auflöst, wenn es bei hohen Temperaturen gewaschen wird. Am Ende des Lebenszyklus eines Kleidungsstücks können die Recycler es waschen, um die Nähte aufzulösen, so dass es leicht in seine Einzelteile zerlegt werden kann, damit die Komponenten getrennt sortiert und recycelt werden können. EcoCycle beseitigt somit eines der größten Hindernisse, die wirksamen Recyclingprogrammen für Kleidung derzeit im Wege stehen und trägt dazu bei, Lösungen zu fördern, die die Kreislaufwirtschaft unterstützen.

Und wir werden weiter investieren und entwickeln, um über diese spannenden bestehenden Produkte hinauszugehen, indem wir mit Recyclingpartnern an der Entwicklung neuer Produkte arbeiten, die eine noch effizientere und effektivere Kreislaufwirtschaft ermöglichen.

6. Die branchenübergreifende Kollaboration hat sich als entscheidend erwiesen, um die Branche voranzubringen. Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit in der Industrie und welchen Beitrag leistet COATS dazu?

Wenn wir als Branche unsere ambitionierten Ziele erreichen und schnelle Fortschritte bei der Nachhaltigkeit erzielen wollen, müssen wir zusammenarbeiten. Die Kollaboration ist von entscheidender Bedeutung, nicht nur für die ehrgeizigen Vorhaben von Coats, sondern auch für den allgemeinen Fortschritt.

Wir sind uns bewusst, dass wir noch viel zu lernen haben und in vielen Bereichen innovativ sein müssen. Wir nutzen unsere tiefe Integration in die Wertschöpfungskette, um das gesamte Ökosystem zu erreichen. Wir stehen in Kontakt mit Marken, Zulieferern und Herstellern und auch außerhalb der Mode-Lieferkette mit Organisationen wie der Ellen MacArthur Foundation, mit der wir eine enge Partnerschaft pflegen. Und wir wollen noch weiter gehen, um mit Innovatoren in den Bereichen Materialien und Recycling in Kontakt zu treten.

Dies ist ein spannender und herausfordernder Moment für die Branche. Teilnehmer aus verschiedenen Sektoren und an verschiedenen Stellen der Wertschöpfungskette kommen in Partnerschaften, durch Open-Source-Innovationen und durch Zusammenarbeit zusammen, um die enormen Probleme zu lösen, denen wir uns gemeinsam stellen. Wir bei Coats werden uns auch weiterhin an diesen Gesprächen beteiligen, um unsere Erkenntnisse mit anderen zu teilen und von anderen zu lernen. Nur durch die Unterstützung von Innovationen kann Coats und die gesamte Textil- und Bekleidungsindustrie einen neuen, nachhaltigeren Weg in die Zukunft finden.

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